Im Zuge meiner Vorliebe für tiefer klingende Gitarren habe ich über die letzten zehn Jahre hinweg eine Sammlung von mehr als 30 akustischen Baritons aufgebaut. Darunter sind viele Standardmodelle, die es am Markt zu kaufen gibt, und einige Custom-Gitarren (vermutlich die weltweit größte Sammlung von akustischen Baritons!) Mit Thomas von THOMAS Guitars Thomas verfolge ich – seit meinem ersten Werkstattbesuch in Bozen im Jahre 2014 die Idee, hier nochmals eine Schippe draufzulegen und ein neues Referenz-Instrument für Klang und Bespielbarkeit für tiefer klingende Gitarren zu entwickeln.
Bariton-Gitarren klingen vier Halbtöne (also C – F – A# – D# – E – C) oder fünf Halbtöne (also B – E – A – D – F# – B) tiefer. Dafür benötigt das Instrument eine längere Mensur und dickere Saiten. Wir wollten diese Hürden für den Umstieg von einer normalen Gitarre möglichst niedrig zu halten, sowie auf einem bewährten und ausgereiften Korpus aufsetzen.
Beim Korpus haben wir uns für die beiden ersten Prototypen für den Small Jumbo (SJ) Korpus entschieden.
Die SJ wird gerne für Fingerstyle Solo und für Open Tunings verwendet. Sie bietet das Volumen einer großen Gitarre und ein ausgewogenes Klangbild: präsenter Bass, tragende Mitten und klare Höhen, jede Menge Sustain und Obertöne.
Bei der Mensur bieten wir im Standard zwei Optionen: eine 688-iger Mensur (also eine 650-iger Mensur um einen Bund verlängert, Hals-/Korpus-Übergang am 15. Bund) und eine 730-iger Mensur (also eine 650-iger Mensur um zwei Bünde verlängert, Hals-/Korpus-Übergang am 16. Bund), wobei auch andere, individuelle Mensur-Längen denkbar sind.
Besondere Bedeutung kommt auch der Auswahl der Saiten zu: mit den üblichen am Markt erhältlichen Sätzen waren wir nie zufrieden. Wir wollten weniger Steifheit und Dicke als bei den Standard-Baritonsaitensätzen, einen besseren Klang und die möglichst gleiche Saitenspannung über alle sechs Saiten. Also Roundcore-Saiten mit maximal 0,065 : also unbeschichtete Double Wound Phosphor Bronze., sowohl vom Klang als auch von der Geschmeidigkeit. Roundcore-Saiten anstelle von Saiten auf hexagonalen Kern gewickelt sind. D und bei jeder Saite die gleiche Saitenspannung zu haben;
Wir verwenden einen Phosphor Bronze Double Wound Saitensatz (mit Ball End) von Newtone Strings (UK). Diese Saiten sind unbeschichtet, die Stärken 0.015p – 0.022p – 0.028 – 0.040 – 0.053 – 0.065. Als zweite Saite kann auch eine umwickelte Saite verwendet werden (0.024w). Und sollte die Bass-Saite weiter gedroppt werden, stehen auch Saitenstärken von 0.068, 0.070, 0.072, 0.075 und 0.080 zur Verfügung.
Seit Mitte Februar 2024 gibt es die ersten Prototypen. Sie sind mindestens genauso gut wie alle Referenz-Baritons aus meiner Sammlung. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern wurden bereits durch viele Tester (u.a. beim OPEN HOUSE am 4. Mai 2024 im Atelier) bestätigt.
Die #T412 und #T413 bleiben noch einige wenige Tage im Atelier und gehen danach wieder nach Südtirol.
Wir sind bereits in der zweiten Runde der Prototypen. Es entstehen gerade zwei weitere Baritons, die im GiG-Atelier verbleiben (geplante Fertigstellung ist Mitte Juni 2024). Selbstverständlich poste ich Bilder und Beschreibung, so schnell es geht.
Bei beiden Instrumenten habe ich mich für eine 699 mm Mensur entschieden (The Best of Two Worlds”?). Im Bau ist eine weitere SJ, und erstmalig ein THOMAS GO-Korpus als Bariton.
Alle Prototypen werden bei der GiGEX2024 in der Ausstellung sein und sind dann bestellbar. Üblicherweise beträgt die Wartezeit ein Jahr. Bestellungen, die spätestens bis Mitte November 2024 erfolgen, versuchen wir einen Liefertermin vor Pfingsten 2025 zu realisieren.
Wer Bariton Gitarren noch nicht kennt, sollte sie auf alle Fälle ausprobieren! Sie sind der Kapo nach unten – und damit hilfreich für viele Sänger. Auch im Duett mit einer anderen Gitarre gespielt oder als Bass-Ersatz in einer Band kommen sie zum Einsatz.
Stilistisch bestehen keine Einschränkungen – von Klassik (Bach auf Bariton!) bis hin zum modernen Fingerstyle. Es werden mehr Bariton-Gitarren gebaut (und verkauft!) als 12-saitige Gitarren.
Hörtipp: Pat Metheny und sein Album “Quiet Night”.
